Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ohne Rücksicht auf Verluste krempelt Trump die USA Tag für Tag weiter um. Beispiel
Migration: Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde meldete im Juli nur noch 8.000
„Begegnungen” mit illegalen Migranten an der Südgrenze, gegenüber 100.000 im
gleichen Monat des Vorjahres und fast 200.000 im Jahr davor. Die Einwanderung –
jahrzehntelang wichtiger Treiber des US-Wachstums – kommt quasi zum Stillstand.
Beim Thema Zölle ist an die Stelle anfänglicher Panik der Pragmatismus aller beteiligten
Akteure – Ex- und Importeure gleichermaßen – gerückt. Und die USA verdienen
inzwischen sehr gut daran. Das Congressional Budget Office rechnet dank der
Zolleinnahmen mit einem um satte vier Billionen US-Dollar geringen Defizit in den
kommenden zehn Jahren. Das gleiche Institut erwartet somit, dass die Lücke, die der „Big
Beautiful Bill“ reißen dürfte, mehr als geschlossen wird.
Da die Arbeitslosenquote trotz schwächerer Arbeitsmarktdaten immer noch auf sehr
niedrigem Niveau liegt, herrscht im Weißen Haus sicher keine Unzufriedenheit mit der
aktuellen Gesamtsituation im Land. Anders sieht es außerhalb des MAGA-Camps aus.
Wenngleich sich die ökonomische Skepsis auch hier angesichts der Robustheit der US-
Wirtschaft in Grenzen halten dürfte, sind es vor allem(gesellschafts-)politische Sorgen, die viele US-Amerikaner um den Schlaf bringen.
Mit der Entlassung von Lisa Cook, ihres Zeichens Board-Mitglied bei der Federal Reserve,
hat Trump ein gefährliches Exempel statuiert. An dem Fall werden wir zeitnah
festmachen können, wie stark Trumps Einfluss auf die US-Geldpolitik tatsächlich ist.
Bestätigt der Supreme Court ihre Entlassung, wäre das ein fatales Signal – nicht nur für
die Unabhängigkeit der Federal Reserve, sondern für die Finanzmärkte insgesamt.
Gleichzeitig feuert Trump nach tragischen Ereignissen wie der Ermordung Charlie Kirks
die Spaltung des Landes mit – gelinde gesagt – absurden Auftritten weiter an und man
fragt sich, wie das alles gut enden soll.
An den Aktienkursen lassen sich all diese Veränderungen und Probleme kaum ablesen.
Für die Betrachtung von US-Aktienbewertungen braucht man mittlerweile ein gut
geputztes Teleskop – und nun wartet auch noch das saisonal stärkste Quartal auf uns
Anleger. Bis auf weiteres lautet das Motto: Wer gegen den Strom schwimmt, muss bereit
sein, allein zu schwimmen.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr
Felix Herrmann, CFA
Chefvolkswirt Aramea Asset Management AG